Der Einhornwald liegt etwas versteckt in einem Tal. Eigentlich ist er der äußerste Zipfel des mächtigen Waldgürtels, der Gendrac umschließt und von Kyramiel bis zum Fentarra-Fluß reicht.
Und doch bemerkt ein Wanderer meist sofort, dass er die Grenzen zum Einhornwald überschritten hat. Einfach, weil dieser Wald um ein vielfaches schöner, grüner und friedlicher ist.
Im Einhornwald herrscht immerwährender Frühling. Hier sieht man keine Blätter fallen, kein Unwetter zerrt an den Bäumen ... Skeptiker würden behaupten, dass es an der geographischen Lage dieses Tales liegt. Aber wir wissen, dass einzig die Magie der Einhörner dieses Wunder vollbracht hat. Und solange es hier Einhörner gibt, wird sich daran nichts ändern.
Doch es glaubt kaum noch ein Mensch an die Existenz dieser Wesen. Nur diejenigen, die wirklich an ihre guten Absichten glauben und den Mut aufbringen, durch die Schlucht der Verzweiflung zu gehen, können - wenn sie Glück haben - auf ein Einhorn treffen. Bisher hat es jedoch kaum ein Mensch geschafft,unbeschadet hindurchzugelangen oder es auch nur zu versuchen.
Die Schlucht der Verzweiflung - im Volksmund auch "Ramawaan" genannt - ist eine magische Schlucht. Die Stimmen von tausenden verlorenen Seelen wandern in ihr umher. Sie verändert einen, nimmt einem die Sinne und zeigt einem sein wahres Ich. Nur einem Menschen, der wirklich und aufrichtig an sich selbst glaubt ist fähig, dieses magische Portal zu durchschreiten. Doch auch er wird hinterher nicht mehr der sein, der er einmal war.
Und da die Menschen von Natur aus nicht besonders ehrlich sind - weder zu anderen noch zu sich selbst - werden die Einhörner sicher noch lange Zeit ruhig und friedlich in ihrem Tal leben können.